Montag, 28. Januar 2008

Gut, dass Malta eine Insel ist...

... so halten sich Schlechtwetterfronten immer nur kurze Zeit. Nach zwei Tagen Sturm war am Freitag schon wieder Sonnenschein angesagt und das Wochenende war einfach fantastisch. So wie hier im Bild sieht das Meer vor unserem Hotel normalerweise aus. Und da es auch Samstag so war beschlossen Maria und ich, Rabat und Mdina einen Besuch abzustatten. In Rabat gibt es sehr weitlaeufige Katakomben aus der Roemerzeit. Es ist schon irre, wie man mit den damaligen Mitteln eine ca. 2.000 qm Hoehlen-Grabanlage komplett aus dem Fels hauen konnte! Sehr beeindruckt hat mich auch die unterirdische Altaranlage in der St. Agathas church (einer der wenigen Plaetze auf Malta, an denen man keine Fotos machen darf). Leider haben die Korsaren einen guten Teil der Wandmalereien zerstoert und auch der sonstige Zahn der Zeit hat das Seinige dazu beigetragen, dass man die urspruengliche Schoenheit nicht mehr sehen kann. Schlimmer hat es allerdings die St. Pauls Katakomben erwischt. Von den dortigen Felsmalereien ist nur noch an zwei Stellen etwas zu erahnen, den Rest hat die Feuchtigkeit dahingerafft. Dank des sehr gut erhaltenen Mauerwerkes und eines excellenten Audioguides durften wir dennoch fuer eine Stunde die alte Zeit in unserer Fantasie auferstehen lassen. Nach einem kurzen Abstecher in der St. Pauls Church (einschliesslich der kleinen Hoehle, in der der heilige Paulus angeblich den ersten Christen auf der Insel getauft hat), ging es dann in die Sonne nach Mdina.
Mdina, auch die 'Stille Stadt' genannt, war bis zur Errichtung Valettas die Hauptstadt Maltas. In Mdina habe ich jedes Mal das Gefuehl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Im Gegensatz zu den Betonburgen in den Touristenzentren scheint sich hier seit dem Mittelalter nicht viel veraendert zu haben. So kann man wunderbar abschalten und sich in alte Zeiten zurueckversetzen. Am Liebsten wurde ich mal die ganze Stadt fuer ein Mittelalter-Reenactement mieten und fuer die Zeit komplett fuer modern gewandete Besucher abriegeln. Aber das wird wohl immer ein Wunschtraum bleiben.
Von Mdina aus hat man einen fantastischen Blick ueber den Nordteil der Insel bis zum Meer. Im Gegensatz zum Sommer ist es derzeit unheimlich gruen auf den Feldern und man hat eine sehr klare Sicht. Mit ein wenig Orientierungssinn kann man in der Ferne Valetta, Sliema, Qawra und all die anderen Staedte erahnen. Wir haben es uns bei einem Cappuccino im Cafe Fontanella gemuetlich gemacht und uns das Urlaubsfeeling zwischen zwei Schulwochen erlaubt.

Fuer Sonntag nachmittag war wieder Sturm angesagt (der dann schliesslich doch ausgeblieb), und so beschlossen wir, den Vormittag fuer einen weiteren Ausflug zu nutzen. Wieder ging es in den Sueden, dieses Mal nach Masarxxlock (die beiden 'xx' spricht man auf maltesisch wie 'sch'). Schon die Busfahrt war sehr angenehm und ging durch Teile der Insel, die ich noch nicht kannte. In Masarxxlock, einem idyllischen kleinen Hafenstaedtchen, ist Sonntags 'Markt', eine kuriose Mischung aus Fisch-, Gemuese-, Troedel- und Supermarkt. Von verschiedensten Fischarten (einschliesslich kleiner Haie) ueber Obst, Gemuese und haltbare Lebensmittel, Klamotten aller Art (einschliesslich Unterwaesche und BHs!), Buecher und Schmuck bis zu Souveniers fuer die Touristen gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Hauptklientel im Winter scheinen mir jedoch die Malteser zu sein, die hier rege ihre Einkaeufe taetigen.

Und damit Ihr nicht das Gefuehl habt, dass wir unter der Woche nur fuer die Schule leben, sei noch ein Event aus der letzten Woche nachgereicht. Nachdem ich im Sommer sehr spontan ein geniales Konzert in der St. Johns Co-Cathedral erleben durfte, wollte ich natuerlich diesmal schauen, ob es etwas aehnliches gibt. So landeten wir letzten Dienstag in der "Missa Mundi". Es war eine echte Erfahrung. Ich hatte ja keine Ahnung, was fuer atonale Toene man aus einer Orgel herausholen kann! Unterbrochen wurde das Ganze durch mehrere Textpassagen auf Maltesisch, vorgetragen von einem Priester, die eine erstaunlich beruhigende Wirkung hatten (auch wenn wir natuerlich kaum ein Wort verstanden haben). Gegen Ende loeste sich aber alles auf und es gab richtig schoene Orgelmusik. Wie im Sommer waren auch diesmal der Premierminister und allerlei Wuerdentraeger anwesend. Wieder eine Erfahrung mehr, die ich in Deutschland niemals angegangen waere. Und das alles nur, weil ich diese Kathedrale so mag.

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